
Abgefahren!
Das blanke Frieren

Im Zug mit Katja Walder.
Der Sommer ist weg – die blanken Knöchel bleiben. Die blanken Knöchel all der jungen Männer mit ihren engen hochgekrempelten Hosen und weissen Turnschuhen. Es tschuderet mich jeweils beim blossen Anblick. Nicht aus ästhetischen Gründen. Eher leide ich mit. Es ist, als würde ich die Kälte am eigenen Leib spüren, die den Buben das Hosenbein hochsteigt. Junge, will man sagen, kauf dir doch ein paar Stiefel – es regnet in Strömen! Bub, magst du vielleicht ein paar solide hohe Schuhe mit gutem Profil kaufen, für den Schnee, der bald kommt? Pardon, will man scheu fragen, hast du nicht kalt? Und ganz generell möchte man wissen: Warum machst du das eigentlich? Gefällt dir das? Zum Glück wird einem aber noch rechtzeitig klar, wie kleinkariert man dadurch wirken würde – wie eine übergluckige unentspannte Mutter. Und dass man ja selbst mal jünger war, fällt einem dann wieder ein. Damals trug man zwar keine freien Knöchel, dafür aber Bauchfrei-Tops mit Nierenschmerz-Garantie. Und man erinnert sich, wie unmöglich man es fand, wenn einem jemand ins Outfit quatschte. Also schweige ich. Und friere solidarisch mit. Bis der Sommer wieder kommt.