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Den Kredit nicht sofort verspielen

Hannes Britschgi - unser Mann in Bern
Die separatistischen Katalanen haben eine historische Marke gesetzt. Das Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens hat stattgefunden. Das ist unter den gegebenen Umständen ein Erfolg. 42 Prozent der Stimmbevölkerung liessen sich nicht von den spanischen Polizisten vertreiben und legten ihre Stimmzettel in die Urnen. Der spanische Premierminister Mariano Rajoy schickte eine ganze Polizeiarmee in die nordöstliche Provinz. Tatsächlich verhinderte sie eine geordnete Volksbefragung. Ziel erreicht, kann er sich sagen. Allerdings zu einem hohen Preis: Der knüppelharte, blutige Einsatz der Guardia Civil weckte böse Erinnerungen an das faschistische Regime der Franco-Diktatur. Kein Problem für König Felipe. Er verurteilte den Verfassungsbruch der Katalanen, ohne den Gewaltexzess der Polizei zu erwähnen. Regionalpräsident Carles Puigdemont will in diesen Tagen einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens ausrufen. Das ist keine gute Idee. Die Separatisten haben jetzt kraftvoll die demokratische Selbstbestimmung auf die politische Agenda Spaniens gesetzt. Aber mehr Freiheit gewinnen sie nur in einem legalen Verfahren, dem sich Spanien und die Staatengemeinschaft einfach nicht verschliessen können.