
Bellevue-Bar
Die können ganz schön nerven!

Hannes Britschgi, unser Mann in Bern.
Unverschämte Roamingtarife, zähflüssiger Breitbandverkehr, zur Unzeit geschlossene Postschalter, verspätete Züge, verdreckte Toiletten – es gibt 1000 Gründe, sich über Dienstleistungen aufzuregen. Ist dies Jammern auf hohem Niveau? Mitnichten, meinen die «Pro-Service-Public»-Initianten. Post, SBB und Swisscom hätten schlicht und einfach die Kunden vergessen. Seit die staatsnahen Betriebe privatisiert oder teilprivatisiert seien, hätten diese das Dienen verlernt, dafür das Verdienen entdeckt. Nämlich Gewinne bolzen und Millionen-Saläre beziehen. Hier setzt die Initiative an, über die der Bundesrat am 5. Juni abstimmen lässt. Ihr Vorschlag: nicht nach Gewinn streben, sondern nach besserem Service. Und kein Boss soll mehr verdienen als ein Bundesrat. Wenn es doch so einfach wäre! Warum konnte im Nationalrat kein einziger Parlamentarier gefunden werden, der Ja zur Initiative sagt? Weil «nicht nach Gewinn streben» nach Gewinnverbot riecht. Weil nur Gewinne neue Investitionen auslösen und damit Innovationen ermöglichen. Weil gut gemeint, sprich «Pro», nicht gut genug ist. Die Gewerkschaften fürchten eine Flucht in die Privatisierung – das Ende hart erkämpfter GAV-Errungenschaften.